Fahrtenlieder
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Auf, du junger Wandersmann

                                         

                                         

Auf, du junger Wandersmann,
Bald schon kommt die Zeit heran,
Die Wanderszeit, die gibt uns Freud'.
Woll'n uns auf die Fahrt begeben,
Das ist unser schönstes Leben,
Große Wasser, Berg und Tal
Anzuschauen überall.

2. An dem schönen Donaufluß
Findet man so seine Lust
Und seine Freud' auf grüner Heid'.
Wo die Vöglein lieblich singen
Und die Hirschlein fröhlich springen;
Dann kommt man vor eine Stadt,
Wo es gute Arbeit hat.

3. Mancher hinterm Ofen sitzt
Und gar fein die Ohren spitzt,
Kein Stund' vors Haus ist kommen aus.
Den soll man als G'sell erkennen
Oder gar ein Meister nennen,
Der noch nirgends ist gewest,
Nur gesessen in sei'm Nest?

4. Mancher hat auf seiner Reis'
Ausgestanden Müh und Schweiß
Und Not und Pein. Das muß so sein;
Trägt's Felleisen auf dem Rücken,
Trägt es über tausend Brücken,
Bis er kommt nach Innsbruck ein,
Wo man trinkt Tirolerwein.

5. Morgens wenn der Tag angeht,
Und die Sonn' am Himmel steht
So herrlich rot wie Milch und Blut:
|: Dann ihr Brüder laßt uns reisen
Unserm Herrgott Dank erweisen
Für die schöne Wanderzeit
Hier und in die Ewigkeit :|

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Der Mai ist gekommen
Emanuel Geibel, 1842

                                         

                                

                                                     

                                         

                                               

                                   

Der Mai ist gekommen,
Die Bäume schlagen aus,
Da bleibe, wer Lust hat,
Mit Sorgen zu Haus!
Wie die Wolken wandern
Am himmlischen Zelt,
So steht auch mir der Sinn
In die weite, weite Welt.

2. Herr Vater, Frau Mutter,
Daß Gott euch behüt!
Wer weiß, wo in der Ferne
Mein Glück mir noch blüht;
Es gibt so manche Straße,
Da nimmer ich marschiert,
Es gibt so manchen Wein,
Den ich nimmer noch probiert.

3. Frisch auf drum, frisch auf drum
Im hellen Sonnenstrahl!
Wohl über die Berge,
Wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellen erklingen,
Die Bäume rauschen all;
Mein Herz ist wie'n Lerche
Und stimmet ein mit Schall.

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Es, es, es und es
aus der Umgegend von Frankfurt a. M., 1838

                                                                 

                                                                 

                                                           

Es, es, es und es, es ist ein harter Schluß,
Weil, weil, weil und weil, weil ich aus Frankfurt muß!
Drum schlag ich Frankfurt aus dem Sinn
Und wende mich Gott weiß wohin.
Ich will mein Glück probieren, marschieren.

2. |: Er, er, er und er, Herr Meister, leb er wohl ! :|
Ich sag's ihm grad frei in's Gesicht,
Seine Arbeit, die gefällt mir nicht.
Ich will mein Glück probieren, marschieren.

3. |: Sie, sie, sie und sie, Frau Meistrin leb sie wohl ! :|
Ich sag's ihr grad frei in's Gesicht,
Ihr Speck und Kraut, das schmeckt mir nicht
Ich will mein Glück probieren, marschieren.

4. Sie, sie, sie und sie, Jungfer Köchin, leb sie wohl.
Hätt sie das Essen gut angericht',
Wärs besser gewesen,
Schaden könnts auch nicht.
Ich will mein Glück probieren, marschieren.

5. |: Er, er, er und er, Herr Wirt, nun leb er wohl ! :|
Hätt er die Kreid nicht doppelt geschrieben,
Wär ich noch länger dageblieben
Ich will mein Glück probieren, marschieren.

6. |: Ihr, ihr, ihr und ihr, ihr Jungfern lebet wohl ! :|
Ich wünsch' euch all'n zu guter letzt,
Einen andern, der mein' Stell' ersetzt.
Ich will mein Glück probieren, marschieren.

7. |: Ihr, ihr, ihr und ihr, ihr Brüder lebet wohl ! :|
Hab ich euch was zuleid getan
So bitt' ich um Verzeihung an.
Ich will mein Glück probieren, marschieren.

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Im Frühtau zu Berge

                                                                 

                                                                       

Im Frühtau zu Berge wir ziehn,
Falera
Es grünen die Wälder und Höh'n,
Falera
|: Wir wandern ohne Sorgen
Singend in den Morgen
Noch ehe im Tale die Hähne krähen. :|

2. Ihr alten und hochweisen Leut',
Falera
Ihr denkt wohl wir wären nicht gescheit,
Falera
|: Wer sollte aber singen
Wenn wir schon Grillen fingen
In dieser so herrlichen Frühlingszeit. :|

3. Werft ab alle Sorgen und Qual,
Falera
Kommt mit auf die Höhen aus dem Tal,
Falera
|: Wir sind hinaus gegangen
Den Sonnenschein zu fangen
Kommt mit und versucht es doch selbst einmal. :|

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Mich brennts in meinen Reiseschuhn
Joseph von Eichendorff

                                                           

                                         

Mich brennt's in meinen Reiseschuh'n,
Fort mit der Zeit zu schreiten.
Was wollen wir agieren nun
|: Vor so viel klugen Leuten? :|

2. Es hebt das Dach sich von dem Haus',
Und die Kulissen rühren
Und strecken sich zum Himmel aus;
|: Strom, Wälder musizieren. :|

3. Und aus den Wolken kommt es sacht,
Verwandelt Bild und Rollen,
Wie sich's kein Autor hat erdacht
|: Und anders als wir wollen. :|

4. Da geh'n die Einen müde fort,
Die Ander'n nah'n behende
Das alte Stück, man spielt es fort
|: Und bringt es nie zuende. :|

5. Und Keiner kennt den letzten Akt
Von Allen, die da spielen;
Nur der, der droben schlägt den Takt
|: Weiß, wo das hin will zielen. :|

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Hoch auf dem gelben Wagen
(Volkslied)

                                               

                                   

Hoch auf dem gelben Wagen
Sitz ich beim Schwager vorn'.
Vorwärts die Roße traben,
Lustig schmettert das Horn.
Felder und Wiesen und Auen,
Leuchtendes Ährengold.
|: Ich möchte ja so gerne noch schauen,
Aber der Wagen, der rollt. :|

2. Postillon in der Schenke
Füttern die Roße im Flug.
Schäumendes Gerstengetränke
Reicht mir der Wirt im Krug.
Hinter den Fensterscheiben
Lacht ein Gesicht gar hold.
|: Ich möchte ja so gerne noch bleiben,
Aber der Wagen, der rollt. :|

3. Flöten hör ich und Geigen,
Lustiges Baßgebrumm.
Junges Volk im Reigen
Tanzt um die Linde herum,
Wirbelt wie Blätter im Winde,
Jauchzet und lacht und tollt.
|: Ich bliebe ja so gern' bei der Linde,
Aber der Wagen, der rollt. :|

4. Sitzt einmal ein Gerippe
Dort beim Schwager vorn',
Schwenkt statt der Peitsche die Hippe,
Stundenglas statt des Horns,
Sag ich: Ade nun, ihr Lieben,
Die ihr nicht mitfahren wollt.
|: Ich wäre ja so gerne noch geblieben,
Aber der Wagen, der rollt. :|

5. Hoch auf dem gelben Wagen
Sitz ich beim Schwager vorn.
Wir hatten in uns'rem Magen
20 Biere und 25 Korn
Wir konnten nicht stehen noch schauen
Vor lauter Gerstengold
|: Wir wollten so gerne noch brauen,
Aber der Magen der grollt! :|

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Muß i' denn, muß i' denn zum Städtele hinaus
Schwäbische Volksweise aus dem Remstal

                                   

                                   

                       

Muß i' denn, muß i' denn
Zum Städtele hinaus,
Städtele hinaus
Und du mein Schatz bleibst hier
Wenn i' komm', wenn i' komm',
Wenn i' wiederum, wiederum komm',
Kehr i' ei' mei' Schatz bei dir
|: Kann i' glei' net allweil bei dir sei'
Han' i' doch mei' Freud' an dir
Wenn i' komm', wenn i' komm',
Wenn i' wiederum, wiederum komm',
Kehr' i' ei' mei' Schatz bei dir. :|

2. Wenn du weinst, wenn du weinst,
Daß i' wandere muß,
Wandere muß,
Wie wenn d'Lieb jetzt wär vorbei
Sind au' drauß, sind au' drauß,
Der Mädele viel, Mädele viel
Lieber Schatz, i' bleib dir treu.
|: Denk du nett wenn i' a and're seh
No sei mei Lieb' vorbei
Sind au' drauß, sind au' drauß,
Der Mädele viel, Mädele viel
Lieber Schatz, i' bleib dir treu. :|

3. Übers Jahr, übers Jahr,
Wenn mer Träubele schneidt,
Träubele schneidt,
Stell i' hier mi' wiedrum ei'
Bin i' dann, bin i' dann,
Dei' Schätzele no', Schätzele no'
So soll die Hochzeit sei.
|: Übers Jahr do ischt mei' Zeit vorbei
Do g'hör i' mei und dei
Bin i' dann, bin i' dann,
Dei' Schätzele no', Schätzele no'
So soll die Hochzeit sei. :|

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Nun adé, du mein lieb' Heimatland
August Disselhoff, 1851

                                                     

                                         

Nun adé, du mein lieb' Heimatland,
Lieb' Heimatland, adé!
Es geht jetzt fort zum fernen Strand,
Lieb' Heimatland, adé!
|: Und so sing ich denn mit frohem Mut,
Wie man singet wenn man wandern tut,
Lieb' Heimatland, adé! :|

2. Wie du lachst mit deines Himmels Blau,
Lieb' Heimatland, adé!
Wie du grüßest mich mit Feld und Au,
Lieb' Heimatland, adé!
|: Gott weiß, zu dir steht stets mein Sinn,
Doch jetzt zieht mich's zur Ferne hin,
Lieb' Heimatland, adé! :|

3. Begleitest mich, du lieber Fluß,
Lieb Heimatland, adé!
Bist traurig, daß ich wandern muß,
Lieb' Heimatland, adé!
|: Vom moos'gen Stein am wald'gen Tal,
Da grüß ich dich zum letzten Mal,
Lieb' Heimatland, adé! :|

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Wildgänse rauschen durch die Nacht
Walter Flex

                                               

                                         

Wildgänse rauschen durch die Nacht
Mit schrillem Schrei nach Norden;
|: Unstete Fahrt; habt Acht, habt Acht,
Die Welt ist voller Morden. :|

2: Fahrt durch die nachtdurchwogte Welt,
Graureisige Geschwader!
|: Fahlhelle zuckt und Schlachtruf gellt,
Weit wallt und wogt der Hader. :|

3: Rausch zu, fahr zu, du graues Heer!
Rausch zu, fahr zu nach Norden!
|: Zieht ihr nach Süden übers Meer,
Was ist aus uns geworden? :|

4. Wir sind wie ihr ein graues Heer
Und fahr'n in Kaisers Namen
|: Und fahr'n wir ohne Wiederkehr,
Rauscht uns im Herbst ein Amen! :|

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Wir lagen vor Madagaskar

                                               

                                         

Wir lagen vor Madagaskar
Und hatten die Pest an Bord.
In den Kesseln da faulte das Wasser
Und täglich ging einer über Bord.
Refrain:
Ahoi! Kameraden. Ahoi, ahoi.
Leb wohl kleines Mädel,
Leb wohl, leb wohl.

2. Wenn das Schifferklavier an Bord ertönt,
Ja da sind die Matrosen so still,
Weil ein jeder nach seiner Heimat sich sehnt,
Die er gerne einmal wiedersehen will.
Refrain:

3. Und sein kleines Mädel, das sehnt er sich her,
Das zu Haus so heiß ihn geküßt!
Und dann schaut er hinaus auf das weite Meer,
Wo fern seine Heimat ist.
Refrain:

4. Wir lagen schon vierzehn Tage,
Kein Wind in den Segeln uns pfiff.
Der Durst war die größte Plage,
Dann liefen wir auf ein Riff.
Refrain:

5. Der Langbein, der war der erste,
Der soff von dem faulen Naß.
Die Pest, sie gab ihm das Letzte,
Und wir ihm ein Seemannsgrab.
Refrain:

6. Und endlich nach dreißig Tagen,
Da kam ein Schiff in Sicht,
Jedoch es fuhr vorüber
Und sah uns Tote nicht.
Refrain:

7. Kameraden, wann sehn wir uns wieder,
Kameraden, wann kehren wir zurück,
Und setzen zum Trunke uns nieder
Und genießen das ferne Glück.
Refrain:

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